Guckt euch die Welt an“

Datum
10. März 2018
Autor*in
Felicia Herrmann
Thema
#EWLako18
Ulrich Post hält Vortrag am Rednerpult in Plenum // Bild: Erik-Holm Langhof

Ulrich Post hält Vortrag am Rednerpult in Plenum // Bild: Erik-Holm Langhof

© Erik-Holm Langhof
Raus“, sagt Ulrich Post am Ende des Inter­views mit Felicia Herr­mann. Doch keine Sorge: Das Gespräch mit dem Entwick­lungs­helfer war sehr freund­lich. Sogar geduzt haben sich die beiden, als es um die Welt­hun­ger­hilfe und Sicher­heits­po­litik ging.

Raus“, sagt Ulrich Post am Ende des Inter­views mit Felicia Herr­mann. Doch keine Sorge: Das Gespräch mit dem Entwick­lungs­helfer war sehr freund­lich. Sogar geduzt haben sich die beiden, als es um die Welt­hun­ger­hilfe und Sicher­heits­po­litik ging.

Ulrich Post hält Vortrag am Rednerpult in Plenum // Bild: Erik-Holm Langhof

In seinem Vortrag plädierte Ulrich Post für zivile Konfliktprävention. / Bild: Erik-Holm Langhof

Hallo Ulrich, ich habe ein paar Fragen an dich: Wo arbei­test du gerade? Und was genau ist deine Posi­tion?

Ulrich Post: Ich arbeite bei der Welt­hun­ger­hilfe in Bonn und leite da die Grund­satz­ab­tei­lung. Ich beschäf­tige mich sozu­sagen mit Grund­sätzen der Arbeit, die für die Orga­ni­sa­tion, aber auch für entwick­lungs­po­li­ti­sche Grund­sätze gelten: zum Beispiel in der Bezie­hung von Entwick­lungs­po­litik und Sicher­heits­po­litik.

Warum enga­gierst du dich?

Also, ich werde für meine Arbeit bezahlt, das ist das Eine. Das Zweite ist, dass ich eigent­lich in allen Jobs, die ich bisher gemacht habe, sei es in der Wissen­schaft oder im Jour­na­lismus, mich wesent­lich mit Afrika und anderen Teilen der Welt außer­halb Deutsch­lands befasst habe. Bei jeder meiner Tätig­keiten hatte ich verschie­dene Moti­va­tionen. Wenn man sich zum Beispiel wissen­schaft­lich mit afri­ka­ni­schen Ländern beschäf­tigt, ist das anders, als wenn man als Jour­na­list darüber schreibt. Man kriegt dann einen etwas ehrli­cheren Blick auf solche Staaten.

Noch einmal anders sieht man die Welt, wenn man bei einer NGO tätig ist, weil man dann sehr aktiv an bestimmten Verbes­se­rungen arbeiten und schon auch etwas verän­dern kann. Deshalb verschafft mir dieser Job eigent­lich am meisten Zufrie­den­heit. Man kann eine Menge bewegen. Das geht aller­dings nur, wenn man mit Kolle­ginnen und Kollegen aus den jewei­ligen Ländern zusam­men­ar­beitet.

Kannst du in kurzen Worten deinen Ansatz wieder­geben?

Meinen Ansatz? Mein Ansatz ist eigent­lich nur das: Wenn man was verän­dern will, dann müssen die Anstöße von innen kommen. Das heißt, man muss sich in den Ländern Kolle­ginnen und Kollegen suchen, die etwas verän­dern wollen und, wie gesagt, mit ihnen koope­rieren – ohne sie geht es nicht! Das gilt natür­lich auch für unser eigenes Land. Wir können anderen Ländern viel­leicht bestimmte Tech­niken beibringen, etwa, wie man Lobby­ar­beit in Südafrika macht, weil die Südafri­ka­ne­rinnen und Südafri­kaner eine ähnliche Verfas­sung haben wie wir in Deutsch­land. Aber letzt­lich muss die Initia­tive von den Leuten vor Ort ausgehen.

Wieso hast du dich dazu entschieden, in die Entwick­lungs­hilfe zu gehen?

Ich habe Zivil­dienst gemacht, damals musste man das noch. Ich wollte nicht zum Wehr­dienst einge­zogen werden. Im Zivil­dienst habe ich mit viet­na­me­si­schen Kindern gear­beitet, die durch den Viet­nam­krieg schwer verwundet waren und zur medi­zi­ni­schen Behand­lung nach Deutsch­land gebracht wurden. Später haben sie eine Berufs­aus­bil­dung gekriegt. Dadurch habe ich mich viel mit dem Viet­nam­krieg beschäf­tigt und direkt danach ange­fangen, inter­na­tio­nale Politik zu studieren. Das hat mir natür­lich dabei geholfen, einen besseren Durch­blick über die verschie­denen Konflikt­re­gionen auf der Welt zu kriegen. Natür­lich hat mich aber auch die Arbeit mit den verwun­deten Kindern berührt und moti­viert, in die Entwick­lungs­hilfe zu gehen. Ich dachte mir: Dadurch kannst du einen eigenen Beitrag dazu leisten, dass es viel­leicht in Zukunft nicht mehr zu solchen Kata­stro­phen kommt.

Einen Beitrag leisten“ ist ein gutes Stich­wort: Was würdest du jungen Leuten raten, die sich eben­falls enga­gieren möchten?

Raus. Guckt euch die Welt an, geht raus.