Gemeinsam die Erde retten

Datum
24. März 2016
Autor*in
Yvonne Hein
Thema
#ZukunftsTour 2016
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Nach­hal­tig­keit ist ein zentrales Thema im Alltag geworden, das zeigte die Poli­ti­k­arena in Leipzig. Dazu gab es große Worte von den Poli­ti­kern und groß­ar­tige Taten von den jungen Menschen. Von Meckern und Machern hier in Leipzig.

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Vertreter*innen aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft kamen zur Zukunftstour nach Leipzig Foto: Sabrina Winter

Er brauchte drei Anläufe bevor er seinen Fehler bemerkte. Gerd Müller, Bundes­mi­nister für wirt­schaft­liche Zusam­men­ar­beit und Entwick­lung, wusste nicht ganz in welcher Stadt er war – so schien es. Was Angela Merkel, Goethe und Erich Kästner gemeinsam haben, fragte er. Genau, sie haben alle in Dresden studiert. … Leipzig natür­lich. Auch wenn es in Dresden ein paar Rahmen­ver­an­stal­tungen gab, das Haupt­pro­gramm der Zukunfts­tour fand in Leipzig statt.

Eine Jeans wird für 1,50 Euro produ­ziert

Der kleine Verspre­cher am Anfang sollte nicht über die wich­tigen Botschaften hinweg täuschen. Der Minister stellte in seiner Rede klar heraus, dass Globa­li­sie­rung fairer gestaltet werden muss als bisher und nicht weiterhin auf Kosten der Entwick­lungs­länder geschehen darf. Müller erzählte von seiner Reise nach Bangla­desch, wo viele große Mode­la­bels ihre Kleider nähen lassen. Eine Jeans wird für 1,50 Euro produ­ziert und dann für 20, 60 oder gar 200 Euro verkauft. Ginge nur 1 Euro mehr des Kauf­preises in die Produk­tion, würde es das Leben vieler Arbeiter*innen in Entwick­lungs­län­dern verbes­sern. Mit seiner Rede unter­strich der Minister das Motto der Zukunfts­tour: Wir leben in einer Welt und sind damit alle für sie verant­wort­lich.

Aus der Vergan­gen­heit lernen

Das unter­mau­erte auch Sach­sens Minis­ter­prä­si­dent Stanislaw Tillich. Er begann damit, über die Terror­an­schläge in Belgien zu spre­chen und betonte, dass man an Menschen in anderen Ländern und auch am anderen Ende der Welt denken müsse. Vor allem wenn es um Entwick­lungs­po­litik und Natur­schutz geht, ist globales Denken wichtig. Tillich erin­nerte an Tscher­nobyl und Fuku­shima und sagte, man müsse aus diesen Ereig­nissen Lehren ziehen. Auch auf die Rolle Sach­sens ging er ein. In den vergan­genen Jahr­zehnten wurde im Frei­staat nämlich viel Braun­kohle geför­dert und zur Strom­ver­sor­gung genutzt. Außerdem wurden im Erzge­birge im Süden Sach­sens Erze abge­baut. Für den Bau von Stollen brauchte man viel Holz. Die Folge: Sachsen ist eines der Bundes­länder mit den geringsten Baum­be­ständen. Doch das Land hat Fort­schritte gemacht: 23 Prozent des Strom­ver­brauchs wird inzwi­schen durch erneu­er­bare Ener­gien gedeckt.

Die Körper­tem­pe­ratur der Erde steigt

Trotz allen Fort­schritts ist die Erde noch in Gefahr. Das machte der Klima­for­scher Professor Hans Joachim Schellnhuber deut­lich. Anhand einer Karte, die ihre Farbe änderte, zeigt er, wie die indus­tri­elle Revo­lu­tion in verschie­denen Ländern die Tempe­ratur verän­dert hat. Die globale Mittel­tem­pe­ratur sei wie die Körper­tem­pe­ratur des Menschen erklärte er. Wenn sie um mehr als 5 Grad Celsius steigt, versagen lebens­wich­tige Organe, zum Beispiel der Regen­wald oder das Great Barrier Rief. Das zu verhin­dern liegt in der Verant­wor­tung unser aller.

Großes Enga­ge­ment von kleinen Leuten

Dass Fair­trade längst im Alltag ange­kommen ist, beweisen nicht nur die vielen fair gehan­delten Produkte im Super­markt, sondern vor allem die Zivil­ge­sell­schaft. Beson­ders beein­dru­ckend ist daher das Enga­ge­ment der inter­na­tio­nalen Jugend­bil­dungs­in­itia­tive YOUT­Hink­green. Clara (15) und Romy (12) stellten das Projekt Tausch­markt“ an ihrer Schule vor, bei dem gebrauchte Gegen­stände und Klamotten einge­tauscht werden können. Das Prinzip ist einfach und deshalb so erfolg­reich: Wer etwas braucht, nimmt es sich, wer etwas nicht mehr braucht, legt es hin. Clara und Romy denken nach­hal­tiger als mancher, der schon länger auf der Welt lebt und deren Zerbrech­lich­keit eigent­lich besser kennen müsste. Was brauche ich und was nicht, ist wohl ständig ein Thema beim Abend­brot. Selbst­re­fle­xion als Devise, nicht ganz oben bei Tillich oder Müller, sondern ganz unten, in der Familie mit den Schul­kin­dern.

Unge­rech­tig­keit gibt es auch bei uns

Auch die ehema­lige Eiskunst­läu­ferin Katha­rina Witt hatte ein paar Worte zu sagen und stellte ihre Stif­tung vor. Die nach ihr benannte Orga­ni­sa­tion hilft benach­tei­ligten Kindern, fördert die Mobi­lität von Kindern mit körper­li­chen Behin­de­rungen und unter­stützt ihre medi­zi­ni­sche Versor­gung. Zunächst schien es, als passe die Stif­tung nicht ganz zu dem Thema der Zukunfts­tour. Doch Nach­hal­tig­keit, Gerech­tig­keit und Chan­cen­gleich­heit sind nicht nur ein Thema in Entwick­lungs­län­dern, sondern auch in einem so reichen Land wie Deutsch­land. Auch hier werden Kinder mit Behin­de­rungen meis­tens benach­tei­ligt und leiden ihr Leben lang darunter. Die Katha­rina-Witt-Stif­tung möchte dagegen halten – mit Erfolg. Schon mehreren Kids bot sie aufgrund von Förder­gel­dern und Spenden neue Lebens­per­spek­tiven und faire Chancen.

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Die Redner*innen in der Diskussion zum Thema Nachhaltigkeit Foto: Sabrina Winter

Abschlie­ßend fanden sich alle Vertreter*innen für eine kleine Diskus­si­ons­runde zusammen und spra­chen über alles, was irgendwie mit Nach­hal­tig­keit zu tun hat: Emis­sionen, Braun­koh­le­abbau in Sachsen, Klima­wandel, Geflüch­tete, Land­wirt­schaft und fairer Handel. Doch die Argu­mente und Lösungs­ideen wirkten zum Teil so abstrakt und zähflüssig wie die halb­ge­schmol­zene Fair­trade-Scho­ko­lade war, zeigte die Reak­tion aus dem Publikum. Reihe um Reihe lich­tete sich der Saal und die schwin­denden Schul­klassen läuteten das Ende ein.

Von Sabrina Winter und Yvonne Hein


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