Gekonnt gefragt: Ein Besuch beim Inter­view-Work­shop

Datum
08. November 2014
Autor*in
Adrian Arab
Thema
#JMT14
Maximilian_Muehlens_jugendfotos_CC-BY-NC-ND

Maximilian_Muehlens_jugendfotos_CC-BY-NC-ND

Fragen über Fragen: Wer ein Inter­view führen möchte, muss mehr tun, als diese einfach raus­zu­hauen. Vorbe­rei­tung ist genauso wichtig wie Finger­spit­zen­ge­fühl. Denn wenn der Inter­view­partner nicht wie erwartet antwortet, muss der Jour­na­list reagieren können.

Wie eine passende Reak­tion aussehen sollte und wie man über­haupt ein Inter­view erfolg­reich führt, zeigt Lucia Voßbeck-Elsebusch, Kommu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft­lerin und Repor­terin bei RTL Hessen, jungen Medi­en­ma­chern im Work­shop Quas­sel­strippen, Schweiger und andere Artge­nossen“. Ein Steg­reif-Inter­view zu Beginn bringt sowohl persön­liche Infor­ma­tionen als auch Erwar­tungen der Teil­nehmer ans Licht. Schnell zeichnet sich ab: die Antworten sind immer ein Stück weit von den Fragen abhängig.

Für Wohl­fühlstim­mung sorgen

So ist der erste Themen­kom­plex der rich­tigen Frage­stel­lung gewidmet. Hier gilt die Faust­regel, geschlos­sene Fragen zu vermeiden – denn schließ­lich wollen Jour­na­listen ihren Inter­view­part­nern so viele Infor­ma­tionen wie möglich entlo­cken. Ein weiterer Grund­satz des Inter­viewens ist es, die Fragen an den Gesprächs­partner anzu­passen. Die Form der Frage erzeugt eine gewisse Stim­mung. Hat man es beispiels­weise nicht mit Medi­en­profis zu tun, so sollte man für eine Wohl­fühlstim­mung sorgen, damit der Inter­view­partner bereit ist, Infor­ma­tionen preis­zu­geben.

Im Gespräch mit Promi­nenten kann durchaus ein Zweck­bündnis einge­gangen werden, bei dem der Jour­na­list von den Infor­ma­tionen und der Inter­view­partner von der entspre­chenden Werbung profi­tiert. Auch das Erschei­nungs­bild spielt eine wich­tige Rolle für den Jour­na­listen und kann schon in den ersten Minuten darüber entscheiden, ob das Inter­view Erfolg hat: So sollte man immer ange­mes­sene Klei­dung tragen. Over­dressed zu sein kann auch Ableh­nung provo­zieren.

Übung ist die halbe Miete

Bei aller Theorie kommt es doch letzt­lich vor allem auf die Übung an. Daher lernen die Teil­nehmer, Fragen zu formu­lieren und richtig zu stellen. Anläss­lich des Bahn­streiks sollen Fragen entwi­ckelt werden, die an Menschen gestellt werden könnten, die in den Streik invol­viert sind. Der Fantasie sind keine Grenze gesetzt: Sowohl Provo­ka­tion als auch Sach­lich­keit müssen kombi­niert werden. Nicht nur die Stimmen der wütenden Bahn­kunden sollen gehört werden, sondern auch die Hinter­gründe der Gewerk­schafter.

Wichtig ist es, so Voßbeck-Elsebusch, nicht auf die persön­liche Ebene zu rutschen. Die Konstel­la­tion zwischen Inter­viewer und Inter­view­partner ist klar: Nur einer stellt die Fragen. Auch wenn oft versucht wird, dem Jour­na­listen die persön­liche Meinung zu entlo­cken, sollte dieser davon Abstand nehmen.


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