Fridays­For­Fu­ture ist mehr als nur Akti­vismus“

Datum
12. Dezember 2019
Autor*in
Désirée Lengert
Thema
#EngagementTag 2019
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Foto: Jugendpresse Deutschland/Christopher Folz

Mit dem Klima­schutz steht und fällt alles,“ sagte Fridays­For­Fu­ture-Akti­vistin Lucia Parbel im Streit­ge­spräch mit Franz Münte­fe­ring auf dem 4. Enga­ge­mentTag in Berlin. Doch was hat Akti­vismus mit Enga­ge­ment und zu tun und wie kann man am besten zum Klima­schutz beitragen? Unsere Autorin Désirée Lengert im Inter­view mit Parbel.

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Foto: Jugendpresse Deutschland/Christopher Folz

Was bedeutet Akti­vismus für dich? Akti­vismus ist super viel­schichtig. Aktiv zu sein, heißt erstmal nur, dass man sich als Teil der Zivil­ge­sell­schaft versteht und versteht, dass man auch dann eine Verant­wor­tung trägt, wenn man kein Amt hat. So beginnt man, sich für die Themen einzu­setzen, die einem irgendwie wichtig sind oder die für andere wichtig sind. Das ist dann schon Akti­vismus. Was bedeutet Ehrenamt für dich? Das ist ein Amt. Es gibt diese Stelle, die wird besetzt und man begibt sich bewusst in eine Struktur hinein. Akti­vismus macht man ja auch unbe­zahlt und in den meisten Fällen ehren­amt­lich, aber man muss sich seine Struktur selbst aufbauen. Das nimmt einem niemand ab. Man kann sich nicht einfach in eine Orga­ni­sa­tion rein­setzen, sondern muss sich selbst orga­ni­sieren. Inwie­fern hängen Akti­vismus und Ehrenamt zusammen? Das lässt sich so einfach gar nicht trennen. Beides braucht ein sich einbringen“, weil man etwas für wichtig hält, und auch, weil es einem gut tut, der Welt etwas zurück­zu­geben. Ich denke, dass es da klare Über­schnei­dungen gibt. der wesent­liche Unter­scheid liegt in der Struktur, der Orga­ni­sa­ti­ons­form. Braucht es auch Ehrenamt, um das 1,5 Grad Ziel einzu­halten? Wenn ja, wie könnte das im Detail aussehen? Große Fragen! Ja, klar. Ich glaube sogar, das ist genau der Punkt. Wir sollten unser Thema in möglichst vielen Insti­tu­tionen und an allen Stellen einbringen. Alle sollten sich fragen: Was hat das mit meinem Bereich zu tun ?“. Wie Herr Münte­fe­ring ja auch sagte: Wir dürfen uns auf gar keinen Fall nur auf ein Thema beschränken.“ Klima­schutz ist ein Zukunfts­thema für die ganze Gesell­schaft und alle sollten daran teil­haben. Deshalb müssen sich auch alle exis­tie­renden Ehren­ämter darüber Gedanken machen, wie sie dazu beitragen können, dass auch ihr Ehrenamt in 30 Jahren noch funk­tio­niert. Bist du ehren­amt­lich aktiv? Ich war sehr lange in der Kirchen­ge­meinde aktiv. Da hatten wir einen Chor. Außerdem habe ich viel Jugend­ar­beit gemacht und habe mich im Kirchen­asyl einge­bracht. Zählt für dich die Fridays­For­Fu­ture Orga­ni­sa­tion eher in den Bereich Ehrenamt oder Akti­vismus ? Das ist auf jeden Fall Akti­vismus. Akti­vismus hat eben viele Facetten. Ich nenne das immer Laptop-Akti­vismus“. Und dann gibt es natür­lich den auf der Straße, aber der eine funk­tio­niert ohne den anderen nicht. Wir könnten die Streiks ja gar nicht orga­ni­sieren, wenn wir uns nicht auch zu 90% in allen Struk­turen einbringen würden. In welchen Berei­chen sollten mehr Ehrenämtler sein, um zum Klima­schutz beizu­tragen?  Ich glaube, wir brau­chen in allen Berei­chen Leute, die sich einsetzen wollen und ob die das jetzt ehren­amt­lich machen oder nicht, ist nicht so rele­vant. Wir brau­chen einfach Leute, die verstehen, dass, egal was sie machen, Klima etwas damit zu tun hat.
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Foto: Jugendpresse Deutschland/Christopher Folz

In deinem Kommentar in der taz vom 3. Dezember 2019 beschreibst du die Teil­nahme an Fridays­For­Fu­ture als mora­li­sche Pflicht“. Siehst du das Ehrenamt auch als mora­li­sche Pflicht an oder ist es eher ein Nice-to-have?  Ehrenamt ist super wichtig für eine funk­tio­nie­rende Zivil­ge­sell­schaft. Ich komme aus einer kleinen Stadt und die Leute, die dort ehren­amt­lich arbeiten, haben super viel beigetragen. Und deswegen glaube ich, dass es total wichtig ist. Eine mora­li­sche Pflicht ist es dennoch nicht. Für mich persön­lich war das Ehrenamt damals einfach eine Berei­che­rung in meinem Leben. Man tut es schon auch für’s eigene Wohl­be­finden. Mit deinem Akti­vismus erzeugen du und viele andere Jugend­liche welt­weit Druck auf die Politik. Ist dieser Druck nur durch Akti­vismus möglich oder gibt es auch andere Möglich­keiten ? Ich frage mich in letzter Zeit auch oft Wo fängt die Klima­be­we­gung an und wo hört sie auf?“ Eine Bewe­gung ist ja nicht nur Akti­vismus. Es bedeutet auch, zu verstehen, dass eine Welle der Verän­de­rung durch die ganze Gesell­schaft gehen muss – und zwar überall, auch dort, wo sich Menschen nicht per se als Akti­visten oder Akti­vis­tinnen verstehen.

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