Fili­pinos, Filme, Frieden

Datum
18. März 2018
Autor*in
Felicia Herrmann
Thema
#EWLako18
Rodrigo Duterte regiert die Philippinen mit harter Hand. / Foto: Prachatal/Flickr

Rodrigo Duterte regiert die Philippinen mit harter Hand. / Foto: Prachatal/Flickr

Rodrigo Duterte regiert die Philippinen mit harter Hand. / Foto: Prachatal/Flickr
Auf der Eine-Welt-Konfe­renz hat der deut­sche Filme­ma­cher Manuel Domes über seine Arbeit auf den Phil­ip­pinen gespro­chen. Felicia Herr­mann war dabei.

Die Schul­klasse ist weih­nacht­lich geschmückt, an der Decke hängt rotes Lametta, auf der Tafel steht Merry Christmas. Vor dem Pult steht eine Frau mit Kopf­tuch – die Lehrerin.

Die Szene stammt aus einem Film. Auf den ersten Blick wirkt sie fried­lich, aller­dings spielt sie an einem konflikt­rei­chen Ort: den Phil­ip­pinen. In dem bevöl­ke­rungs­rei­chen Land stehen reli­giöse und poli­ti­sche Konflikte an der Tages­ord­nung. Gewalt­be­wäl­ti­gung bleibt häufig ein Versuch. Diese Lebens­rea­lität verar­beitet der Deut­sche Manuel Domes mit phil­ip­pi­ni­schen Filme­ma­chern in bewegten Bildern. Ihr Projekt The Long Reach of Short Films: Telling Stories of Peace in Mind­anao” zeigt den Insel­staat in all seinen Facetten, auch den grau­samen.

Wie kommt jemand wie Domes dazu, sich mit den Phil­ip­pinen zu befassen? Der junge Mann war nicht immer in der Film­branche tätig, dafür arbeitet er schon lange auf dem Insel­staat: Mit dem Forum Ziviler Frie­dens­dienst, einem Zusam­men­schluss aus mehr als vierzig Hilfs­or­ga­ni­sa­tionen, hat Domes vier Jahre lang Konflikt- und Dialog­ar­beit auf den Phil­ip­pinen geleistet.

Nun zeigt Domes der Öffent­lich­keit, wie weit­rei­chend die Probleme in dem Land sind. Seitdem der frühere Bürger­meister der Stadt Davao City, Rodrigo Duterte, im Jahr 2016 das Amt des Präsi­denten über­nommen hat, sind bereits mehr als 20.000 Phil­ip­pi­ne­rinnen und Phil­ip­piner für krimi­nell erklärt und ermordet worden.

Häufig konzen­triert sich Domes in seinen Filmen auf diese alltäg­liche Gewalt. Eines seiner Haupt­themen sind die Span­nungen zwischen der christ­li­chen Mehr­heit und der musli­mi­schen Minder­heit.

Der Konflikt zwischen den beiden Gruppen hat eine lange Geschichte. Zu Beginn des 16. Jahr­hun­derts haben die Spanier die Phil­ip­pinen kolo­nia­li­siert. Sie haben die über­wie­gend musli­mi­sche Bevöl­ke­rung zum katho­li­schen Glauben bekehrt – oder es zumin­dest versucht. Die Bewoh­ne­rinnen und Bewohner der südli­chen Insel Mind­anao wider­setzten sich den Spaniern. Das hatte weit­rei­chende Folgen: Noch heute prägen Konflikte zwischen musli­mi­schen Rebel­len­be­we­gungen wie der Isla­mi­schen Befrei­ungs­front der Moros und der phil­ip­pi­ni­schen Regie­rung das Land. Bei den gewalt­samen Kämpfen sind zahl­reiche Menschen geflohen oder ums Leben gekommen.

Wie der Alltag auf den Phil­ip­pinen wirken auch Domes‘ Aufnahmen oft bedroh­lich. Da ist zum Beispiel ein Motorrad, das einen kaum befes­tigten Weg entlang­rast. In einer anderen Szene werfen Scha­blonen unheim­liche Schat­ten­bilder. Wiederum in einer anderen Szene spre­chen Männer über die Erobe­rung der Stadt Marawi, die zahl­reiche Menschen­leben gekostet hat.

Laut Domes ist es für das Forum Ziviler Frie­dens­dienst seit Dutertes Macht­er­grei­fung schwerer geworden, auf den Phil­ip­pinen zu arbeiten: Einer­seits unter­stütze der Präsi­dent den Frie­dens­pro­zess im Land, ande­rer­seits erschwere er die Arbeit der NGO’s, indem er Kämpfe zwischen riva­li­sie­renden Gruppen ansta­chele.

Domes hat aller­dings auch Posi­tives zu berichten. Die Konflikte im Süden der Phil­ip­pinen bleiben nicht ohne Reso­nanz. Nach der Schlacht um Marawi haben vor allem weib­liche musli­mi­sche Geflüch­tete eine Rettungs­be­we­gung namens Ranao Rescue Team“ gegründet. Sie hilft Zivi­lis­tinnen und Zivi­listen dabei, aus umkämpften Regionen zu fliehen.

Marawi zeigt: Die Zivil­ge­sell­schaft ist lebendig“, sagt Manuel Domes. Eine trös­tende Botschaft für die Teil­neh­menden seines Work­shops, die nach dem Vortrag faszi­niert und aufge­wühlt sind.