Erin­nern – aber wie? 

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Rechts­extreme Gewalt nimmt zu und die AfD bekommt immer mehr Zustim­mung in den Umfragen. Zugleich werden Zeitzeug*innen des Natio­nal­so­zia­lismus immer älter und sterben. Wie kann in Deutsch­land Erin­ne­rungs­kultur weiter statt­finden? Das poli­ti­ko­range-Redak­ti­ons­team ist dieser Frage ein Wochen­ende lang in Berlin nach­ge­gangen. 

Das poli­ti­ko­range-Redak­ti­ons­team setzte sich vom 24. bis 27. April unter der Leit­frage Was bedeutet es, in den aktu­ellen Zeiten Nie wieder!‘ zu prokla­mieren?“ mit dem Themen­kom­plex Erin­ne­rungs­kultur ausein­ander.

Am 8. Mai 1945 kapi­tu­lierte die deut­sche Wehr­macht und besie­gelte damit das Ende der NS-Herr­schaft. 80 Jahre später ist dieses Datum in Berlin nun ein Feiertag. 

Doch der Umgang mit Erin­ne­rungs­kultur verän­dert sich und auch offi­ziell etablierte erin­ne­rungs­po­li­ti­sche Posi­tionen werden zuneh­mend in Frage gestellt. So befür­wortet mitt­ler­weile mehr als die Hälfte der im Rahmen einer policy matters-Studie befragten Deut­schen, dass 80 Jahre nach Ende des Zweiten Welt­kriegs ein Schluss­strich unter die Vergan­gen­heit des Natio­nal­so­zia­lismus“ gezogen werden solle. Zugleich gibt es immer weniger Zeitzeug*innen, die Verbre­chen der NS-Zeit selbst miter­lebt haben. Wie Erin­ne­rungs­kultur in Zukunft statt­finden kann, muss auch deswegen neu verhan­delt werden. 

Zu diesem Anlass sprach die poli­ti­ko­range-Redak­tion in Berlin mit Expert*innen und Passant*innen, besuchte Gedenk­stätten, Museen und Theater. Entstanden sind (Video-)Beiträge, die das Thema Erin­ne­rungs­kultur aus verschie­denen Perspek­tiven beleuchten. 

Der 8. Mai als Tag der Befreiung“ sollte als Feiertag primär denje­nigen Menschen gedenken, die im Natio­nal­so­zia­lismus verfolgt und ermordet worden sind. Aber es ist auch eine Geschichte der Mehr­heit der Deut­schen, die als Täter*innen und Mitläufer*innen die NS-Diktatur gestützt haben. Poli­ti­ko­range-Redak­teurin Johanna Glöe ging deswegen der Frage nach, wie mehr über die Vergan­gen­heit der eigenen Familie im Natio­nal­so­zia­lismus heraus­ge­funden werden kann und weshalb solche Nach­for­schungen auch heut­zu­tage noch poli­tisch sind. 

Erin­ne­rung wird auch aus der Perspek­tive derer voll­zogen, die Opfer des NS-Terrors gewesen sind. Redak­ti­ons­mit­glied Alma Jung war zu Besuch im Jüdi­schen Museum Berlin, wo sie mit Bildungs­ab­tei­lungs­lei­terin Diana Dressel über die Erin­ne­rungs­ar­beit des Museums gespro­chen hat und Einblicke in die aktu­elle Ausstel­lung gibt. 

In Berlin erin­nern zahl­reiche Orte an die Zeit des Natio­nal­so­zia­lismus, darunter die Gedenk­stätte Deut­scher Wider­stand, das Denkmal für die im Natio­nal­so­zia­lismus ermor­deten Sinti und Roma oder das Denkmal für die ermor­deten Juden Europas. Poli­ti­ko­range-Redak­teurin Lotta Berendes-Pätz ist der Frage nach­ge­gangen, inwie­fern solche Orte Hilfe bei der Erin­ne­rungs­ar­beit leisten. Alina Immken beschäf­tigt sich in ihrem Video­bei­trag damit, ob Gedenk­stätten sich auch in der Verant­wor­tung dafür sehen, Bezüge zu unserer aktu­ellen poli­ti­schen Situa­tion herzu­stellen. Hannah Engel sprach unter anderem mit Felix Klein, dem Anti­se­mi­tis­mus­be­auf­tragten der Bundes­re­gie­rung, über das Gedenken an den Holo­caust und Präven­tion von Anti­se­mi­tismus. 

Erin­ne­rungs­kultur hat sich mitt­ler­weile auch ins Internet über­tragen. Poli­ti­sche Bildungs­ein­rich­tungen oder private Accounts wie @keine.erinnerungskultur klären in den Sozialen Netz­werken über die NS-Zeit auf. Auf TikTok und Co. kursieren aller­dings auch immer mehr falsche Fakten und Geschichts­ver­zer­rung. Ob Social Media der rich­tige Ort für das Erin­nern an den Natio­nal­so­zia­lismus ist, fragt sich Lenja Vogt. Xenia Bastert beschäf­tigt sich in ihrem Beitrag damit, wie Erin­ne­rungs­kultur in diesen Zeiten neu gestaltet werden kann. 

In Reels, YouTube-Beiträgen und Texten zeigt die Redak­tion, auf welche unter­schied­liche Weise Erin­ne­rungs­kultur in Deutsch­land statt­findet und wie Gedenken und Erin­nern hoffent­lich auch in Zukunft noch bestehen können. 

Die Beiträge der poli­ti­ko­range-Redak­tion sind jetzt auf poli​ti​ko​range​.de und bei Insta­gram @jugendpressede und YouTube @jugendpressede zu sehen.


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