Ein Hoch auf die Boykot­teure!

Datum
03. Juni 2015
Autor*in
Paul Bekker
Thema
#JMWS15
Buecherlesen_Mariesol-Fumy_jugendfotos_CC-BY-NC_3-0_1

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Eine Welt ohne digi­tale Medien? Ist das über­haupt möglich? Wenn ich auf die Straße gehen und Leute nach ihrer Meinung zu diesem Thema fragen würde, so würde sich die über­wäl­ti­gende Mehr­heit eindeutig auf die Nein!“-Seite stellen.

Buecherlesen_Mariesol-Fumy_jugendfotos_CC-BY-NC_3-0

Lesen auf Papier - ohne Scrollen, ohne Klicks (Foto: Mariesol Fumy, jugendfotos.de, CC-BY-NC 3.0)

Ich selbst bin 16 Jahre alt, habe natür­lich auch ein Smart­phone, bewege mich viel im Internet, schaue YouTube-Videos, besorge mir neue Musik – kurzum, auch ich würde mich zu den Nein!“-Rufern gesellen. Und dennoch stelle ich immer wieder fest, dass sich mein Nutzungs­ver­halten dieses Zusatz­an­ge­botes“, wie ich es hier mal bezeichnen will, doch elementar von dem meiner Freunde, Klas­sen­ka­me­raden oder Bekannten unter­scheidet.

Anfang des Jahres entschied ich mich dazu, meinen WhatsApp-Account zu löschen. Das hatte keine schwer­wie­genden Gründe. Viel­mehr war ich von Lappa­lien wie der immer wieder erfolgten kurz­fris­tigen Termin­ab­sage, den häufigen Miss­ver­ständ­nissen oder auch der ausschließ­li­chen Kommu­ni­ka­tion über dieses Behelfs­mittel“ genervt. Einige Tage später bekam ich als Konse­quenz daraus ein eigenes Telefon in mein Zimmer – und siehe da, plötz­lich klin­gelte jenes Sturm, ich führte teils längere Gespräche mit Bekannten, von denen ich schon lange Zeit nichts mehr gehört hatte, Probleme mit Schul­stoff konnten auf einmal per kurzem, direktem Wort­wechsel geklärt werden, statt gefühlte Ewig­keiten mühsam Formeln der Mathe­matik in das Smart­phone einzu­tippen. Ich war wirk­lich mehr als begeis­tert von der Reak­tion meiner Freunde und Bekannten auf meinen WhatsApp-Boykott.

Ich lese noch echte Bücher

Nicht boykot­tieren tue ich in diesem Sinne, leider im Gegen­satz zu den meisten meiner Alters­ge­nossen, das Lesen echter Bücher“ und gedruckter Zeit­schriften. Ja, tatsäch­lich: Es gibt sie noch, die Lese­mittel aus Papier, gleich­be­deu­tend mit einem unfassbar echten Feeling“, wie der Neudeut­sche zu sagen pflegt. Leider zerstören wir selbst diese Echt­heit, in dem wir uns immer mehr von dieser Art der Unter­hal­tung abwenden. Zeitungen erhöhen ständig ihre Preise, haben mit roten Zahlen zu kämpfen. Da lobe man dieje­nigen, die bereit sind, für die Unter­hal­tung und Fort­bil­dung durch Zeit­schriften Geld zu bezahlen, die das Gefühl der Zeit­schrift in der Hand wert­schätzen. Ein Hoch auf die Boykot­teure!

Wer beklagt sich denn darüber, dass Musik Geld kostet? Eine andere Form der Unter­hal­tung, schon seit langer Zeit digital, dennoch wird auch Musik nirgends kostenlos zur Verfü­gung gestellt. Vor wenigen Jahr­zehnten war es normal, jeden Morgen die Tages­zei­tung zu kaufen, viel­leicht noch eine Illus­trierte für den Nach­mittag, das könnte es auch wieder werden. Ich sage nochmal Nein!“ – zu dieser Entwick­lung, die die Kultur der Schrift­werke auf echtem Papier zerstört!

Was der Autor zuletzt gepostet hat und welche digi­talen Trends er im Jour­na­lismus beob­achtet, könnt ihr auf hier auf mitmi​schen​.de nach­lesen.


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