Digi­taler Entzug

Datum
03. Juni 2015
Autor*in
Alina Frechen
Thema
#JMWS15
DigitalerEntzug_United-Soybean-Board_flickr_CC-BY_2-0_1

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Digi­tale Gene­ra­tion – wer gehört da eigent­lich zu? Alle, die seit den Neun­zi­gern geboren wurden? Oder gar noch vorher? Ich weiß es nicht, aber ich gehöre wohl dazu.

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Langweilige Vorlesung? Da geht der Griff schnell zum Smartphone (Foto: United Soybean Board, flickr.com, CC-BY 2.0)

1995 geboren, bin ich damit aufge­wachsen, dass es immer mehr digi­tale Errun­gen­schaften gab, die in den Haus­halt inte­griert wurden. Ich kann mich nicht mehr an eine Zeit ohne Handys erin­nern, hatte aber selbst bis zum Abitur nur eines, was nur“ tele­fo­nieren oder SMS schreiben konnte.

Bis vor zwei Jahren war mein Laptop mein einziges inter­net­fä­higes Gerät. Ich bin gut damit klar­ge­kommen, dass ich nur zu Hause wirk­lich erreichbar war. Inzwi­schen hat sich meine Erreich­bar­keit um ein Viel­fa­ches erhöht: Smart­phone, Tablet, Laptop – ich bin eigent­lich immer und überall zu errei­chen. Irgendwie erwartet die Gesell­schaft das auch von einem. Freunde, Familie, Univer­sität. Alle wollen möglichst schnell eine Antwort auf Fragen, eine Lösung von einem Problem, eine Bestä­ti­gung der Verab­re­dung, was unter keinen Umständen noch fünf Minuten warten kann.

Ich habe mich nun gefragt: Ist es möglich, auch mal ein paar Stunden in der Woche offline zu sein? Meinen Laptop benutze ich in der Regel nur zu Hause, für die Uni habe ich schließ­lich mein Tablet, was um ein Viel­fa­ches weniger wiegt und alle anderen Funk­tionen ebenso gut erfüllt. Das Handy ist so gesehen der eigent­liche Knack­punkt. Es ist immer ange­schaltet und als einziges Gerät nie mehr als ein paar Meter von mir entfernt, denn ich könnte eine der wich­tigen Infor­ma­tionen verpassen.

Wie ich versuchte, uner­reichbar zu bleiben

Seit dem neuen Semester lasse ich mein Handy während der Vorle­sung in der Hosen­ta­sche, noch besser im Ruck­sack, um nicht einmal mitzu­be­kommen, dass es durch kurze Vibra­tion eine Nach­richt ange­kün­digt hat. Das Tablet wird in der Regel nur ausge­packt, wenn es für die Vorle­sung wichtig ist, sprich ich darauf die Vorle­sungs­skripte oder behan­delten Texte verfolgen kann, ohne immer alles ausdru­cken zu müssen. Pro Veran­stal­tung sind das etwa 90 Minuten. In der Woche habe ich zehn Kurse, unre­gel­mäßig auf die fünf Wochen­tage verteilt, also 900 Minuten handy­frei. Zusätz­lich kommen noch Zeiten zur Vor- und Nach­be­rei­tung in der Biblio­thek oder zu Hause.

Eine erste Bilanz fällt wie erwartet aus: In lang­wei­li­geren Vorle­sungen fällt es mir schwerer, eine Nach­richt zu igno­rieren, als in denen, die mir Spaß machen. Oft siegt der Ehrgeiz, den Versuch durch­zu­halten oder die Moti­va­tion, alles mitzu­be­kommen, was der Dozent erzählt. Manchmal gewinnt aber auch der innere Schwei­ne­hund und ich ziehe das Handy doch aus der Tasche. Dieses Semester hat noch einige Wochen und ich bin zuver­sicht­lich, dass ich am Ende auch mal einen Tag ganz ohne Handy auskomme. Das wäre viel­leicht auch für den anste­henden Trek­king-Urlaub in Island von Vorteil, da bleibt das Mobil­te­lefon nämlich zu Hause.


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