Die Linke Hamburg: Was tot geglaubt wird, kommt oft wieder.

Datum
05. März 2025
Autor*in
Nora Josif
Thema
#BüWGHH25
Feierlaune im Mojo Club Hamburg am Sonntagabend. 
© Nora Josif / Jugendpresse Deutschland e.V. 

Feierlaune im Mojo Club Hamburg am Sonntagabend.  © Nora Josif / Jugendpresse Deutschland e.V. 

Jubel im Mojo Club: Mit 11,2 Prozent erzielt die Links­partei Hamburg bei der Bürger­schafts­wahl vergan­genen Sonntag ihr histo­risch bestes Ergebnis. Woran liegt es, dass die totge­sagte Partei inner­halb weniger Wochen solch einen Aufschwung erlebt?

Jubel im Mojo Club: Mit 11,2 Prozent erzielt die Links­partei Hamburg bei der Bürger­schafts­wahl vergan­genen Sonntag ihr histo­risch bestes Ergebnis. Woran liegt es, dass die totge­sagte Partei inner­halb weniger Wochen solch einen Aufschwung erlebt? 

Seit fast 20 Jahren gehört Die Linke zur Hamburger Poli­tik­land­schaft. Erst­mals trat die Partei 2008 zur Bürger­schafts­wahl an und ist seitdem für viele Hamburger*innen nicht mehr wegzu­denken. Doch das bundes­weite Image hat zuletzt gelitten: Sätze wie Eine Stimme für Die Linke ist eine verschenkte Stimme“ waren Alltag. Interne Konflikte, unter­schied­liche Strö­mungen und nega­tive mediale Bericht­erstat­tung über­schat­teten viele Jahre die soziale Politik – bis jetzt. 

Come­back des Jahres 

Bei der Bundes­tags­wahl Ende Februar gilt Die Linke als heim­li­cher Gewinner. Mit rund neun Prozent über­holte sie vorhe­rige Regie­rungs­par­teien wie die FDP und schafft es – zur Über­ra­schung vieler – wieder als vereinte Frak­tion in den Bundestag. Hamburg spielte da keine unwich­tige Rolle: Zu den stärksten Wahl­kreisen gehörten Bezirke wie Hamburg-Mitte und Altona. Mit jeweils 19 und 18 Prozent lagen sie deut­lich über dem Bundes­durch­schnitt. Der linke Zuwachs ist in der Hanse­stadt auch anders zu spüren: Erst­mals in der Historie des Landes­ver­bandes ist es bei der Bürger­schafts­wahl zu einem zwei­stel­ligen Ergebnis gekommen. Ganz zur Freude von Spit­zen­kan­di­datin Cansu Özdemir: Es ist ein gran­dioses Ergebnis. Wir haben lange dafür gekämpft.“ 

Die Jugend wählt links 

Vor allem bei jungen Menschen trifft Die Linke auf hohe Reso­nanz: 25 Prozent der Wähler*innen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren wählten bei der Bürger­schafts­wahl links. Bei der U18-Wahl des Deut­schen Bundes­ju­gend­rings kam es zu einem ähnli­chen Ergebnis: Die Linke ist mit rund 21 Prozent die stärkste Kraft. Täglich gibt es bis zu 100 Neuein­tritte in den Landes­ver­band Hamburg. Häufig mit dabei: Junge Menschen. Der Pres­se­spre­cher der Hamburger Linken Ralf Dorschel zeigt sich positiv über­rascht: Dass es jetzt so läuft, das war natür­lich noch vor Wochen nicht vorher­sehbar.“ Studien belegen das poli­ti­sche Inter­esse junger Menschen und zeigen, dass das Bild der unpo­li­ti­schen neuen Gene­ra­tion ein Trug­schluss ist. Junge Menschen – vor allem junge Frauen – nehmen eine Viel­zahl von poli­ti­schen Problemen wahr und beschäf­tigen sich mit Themen wie Kinder­armut, Infra­struktur und Renten: Das Spiel­feld der Linken. 

Ich finde die klas­si­schen Medien wichtig – ich würde mal offen­lassen, ob ich das in 5 Jahren noch genau so sage.“ 

Wo viele poli­ti­sche Akteur*innen Schwie­rig­keiten haben, die neue Wähler*innengruppe adäquat anzu­spre­chen, schafft es Die Linke erfolg­reich mit ihrer neuen Social Media-Stra­tegie. Von Tren­ding Sounds und Fan-Edits bis hin zu neuen Kose­namen für Abge­ord­nete wie Süßmaus“ und unser Kampf­zwerg“: Der Links­hype unter der Gen Z ist deut­lich zu spüren. Denn Die Linke ist im Vergleich zu anderen Parteien auf TikTok ganz vorne mit dabei und zeigt mit frechen Videos ihren neuen jugend­li­chen Geist. Ein Ansatz, der auf frucht­baren Boden fällt: Studien belegen, dass soziale Medien zu den wich­tigsten Infor­ma­ti­ons­quellen junger Menschen gehören. Pres­se­spre­cher Dorschel sagt dazu: Ich finde die klas­si­schen Medien wichtig – ich würde mal offen­lassen, ob ich das in 5 Jahren noch genau so sage.“ Spit­zen­kan­di­datin Özdemir führt aus: Das wird für die Politik in diesem Land auch in den nächsten Jahren eine größere Rele­vanz haben.“ 

Niemals alleine, immer zusammen 

Der Fokus im linken Bürger­schafts­wahl­kampf lag ebenso auf der Erzeu­gung eines Gemein­schafts­ge­fühls. Unter dem Kampfruf Niemals alleine, immer zusammen!“ stimmte Abge­ord­nete Heike Sudmann mit jubelndem Zuspruch in den Wahl­abend ein. Pres­se­spre­cher Dorschel verdeut­licht: Wir wollen ein Safe-Gefühl vermit­teln mit der Kampagne. Dass wir auch wirk­lich bei den Leuten sind.“ Veran­stal­tungen wie Techno-Tisch­tennis“ mit Heidi Reichinnek und Jan van Aken oder Eat The Rich“-Food Trucks verstärken diesen Eindruck. Özdemir betont, wie wichtig der Austausch mit Menschen vor Ort gewesen sei für den Wahl­kampf. 

Es bleibt offen, wie die Zukunft der Linken aussieht. Klar ist, dass sie im Hinblick auf die sozialen Fragen, denen sich Deutsch­land in den nächsten Jahren vermehrt stellen muss, Poten­zial hat, weiter zu wachsen. Solange sie mit frischem Geist und geschlos­sener Linie auftritt, steht einem weiteren Partei­wachstum nichts im Weg.


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