Der moderne Irrgarten

Datum
01. Juni 2015
Autor*in
Oliver Mattutat
Thema
#JMWS15
DermoderneIrrgarten_Andrea-Schaufler_Wikimedia-Commons_CC-BY-SA_3-0_1

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Unsere Welt ist digital. So weit, so gut. Aber genau damit haben die älteren Gene­ra­tionen oft ihre Probleme. Selbst Bundes­kanz­lerin Angela Merkel bezeich­nete das Internet 2013 als Neuland“. Und die digi­tale Welt lachte darüber. Unend­lich viele Posts, Tweets und Bilder rasten durchs Netz.

DermoderneIrrgarten_Andrea-Schaufler_Wikimedia-Commons_CC-BY-SA_3-0

Ob im echten Irrgarten das Smartphone weiterhilft? (Foto: Andrea Schaufler, Wikimedia Commons, CC-BY-SA 3.0)

So lustig die Aussage der Kanz­lerin auf den ersten Blick zu sein scheint, erkennt man auf den zweiten, dass darin auch eine Menge Wahr­heit steckt. Aller­dings nehmen die soge­nannten Digital Natives“ Merkels Meta­pher aus einem ganz anderen Blick­winkel wahr: Sie sind im Neuland aufge­wachsen.

Und hier gibt es noch viel zu tun. Beson­ders recht­lich, zum Beispiel im Daten­schutz. Es geht zwar ein Aufschrei durch die Massen, wenn Face­book mal wieder seine Daten­schutz­be­stim­mungen ändert. Mehr passiert aber nicht. Dann werden sie akzep­tiert und die Welt scheint wieder in Ordnung. Nur so richtig versteht keiner, was dahin­ter­steckt. Face­book und Google, aber auch andere Konzerne sammeln immer mehr Daten von ihren Nutzern.

Politik in der Pflicht

Den Poli­ti­kern fällt es schwer, Gesetze zu erlassen, die die Sammelwut einschränken. Früher gab es auch Firmen und Insti­tu­tionen, die Daten sammelten, aber nach einem anderen System, zum Beispiel mit Gewinn­spiel­karten. Der Unter­schied: Dort hatte man es meis­tens noch selbst in der Hand, was und wie viel man von sich preisgab. Heute verzeichnet Face­book sogar unsere Akti­vität auf anderen Webseiten. Nur viele wissen das gar nicht.

Auch das Urhe­be­recht ist im Netz nicht so einfach zu hand­haben wie offline. Das Verviel­fäl­tigen von Filmen im Zwischen­spei­cher, dem soge­nannten Cache, während des Strea­mens zum Beispiel stellt laut dem Euro­päi­schen Gerichtshof keine Urhe­ber­rechts­ver­let­zung dar. Dennoch bleibt die Frage offen, wie man die Bereit­stel­lung dieses Mate­rials im Internet erschwert. Die Unend­lich­keit des Netzes macht es fast unmög­lich, voll­stän­dige Kontrolle zu erlangen. Dass wir nicht zum gläsernen Menschen mutieren, muss dennoch ein Haupt­an­liegen der Politik sein. Es wider­strebt dem Grund­ge­danken des freien Menschen, wenn jede Bewe­gung und Tätig­keit – im echten oder virtu­ellen Leben – fest­ge­halten wird.


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