Das digi­tale Zeit­alter – Fluch oder Segen?

Datum
01. Juni 2015
Autor*in
Maximilian Friedrich
Thema
#JMWS15
Bad Aibling Station

Bad Aibling Station

Johannes W. Dietrich

Dysto­pi­sche Vorstel­lungen vom Über­wa­chungs­staat, der seine Bürger kontrol­liert, gehen mit jedem tech­no­lo­gi­schem Fort­schritt einher. Im 21. Jahr­hun­dert ist die Gesell­schaft an einem Punkt ange­langt, an dem die Erschei­nungen der Digi­ta­li­sie­rung fester Teil unseres Lebens sind.

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Hier wird mitgehört: Die "Bad Aibling Station" der NSA in Bayern (Foto: Johannes W. Dietrich, Wikimedia, Public Domain)

Jugend­liche wachsen in dieser Welt als digital natives“ auf und empfinden sie als Norma­lität. Ängste, die man früher als Science-Fiction abgetan hatte, sind mitt­ler­weile real geworden. Der NSA-Skandal zeigte der Öffent­lich­keit, dass flächen­de­ckende Über­wa­chung möglich ist. Nun stellt sich für jeden Menschen die Frage, wie viel Komfort er für den Schutz seiner Privat­sphäre abzu­geben bereit ist. Doch will man über­haupt auf die vielen Vorzüge verzichten?

Durch die Nutzung von Smart­phones sind wir überall und jeder­zeit erreichbar, sei es zuhause, im Schul­un­ter­richt oder am Arbeits­platz. Vieles wird auf diese Art effi­zi­enter, der Austausch wich­tiger Doku­mente gelingt in wenigen Sekunden. Rele­vante Infor­ma­tionen sind sofort abrufbar. Die Folgen sind ambi­va­lent: Auf der einen Seite geht vieles leichter, ande­rer­seits gibt es keine Tren­nung mehr zwischen Schul- bezie­hungs­weise Arbeits- und Privat­leben. Ist einmal ein Kontakt herge­stellt, können höher­ge­stellte Personen ihn jeder­zeit anfor­dern. Vor diesem Kommu­ni­ka­ti­ons­über­schuss gibt es keinen vernünf­tigen Schutz, könnte man beim Abmelden von entspre­chenden Diensten doch wich­tige Infor­ma­tionen verpassen.

Kann eine Vorrats­da­ten­spei­che­rung Terro­rismus verhin­dern?

Leider ist jeder gut vernetzte Mensch auch gut ausspähbar. Viel­leicht nicht mit der Effi­zienz der Geheim­dienste, aber mit ähnli­chen Methoden kommen auch uner­fah­rene Nutzer an persön­liche Infor­ma­tionen ihrer Mitmen­schen. So können beispiels­weise wenige Klicks auf Face­book Einblick in poli­ti­sche Ansichten des Nutzers geben. Diese Eingriffe in die Privat­sphäre muten noch harmlos an, da es ja jedem selbst über­lassen ist, wie und ob er sich auf sozialen Netz­werken posi­tio­niert. Mit staat­li­chen Mitteln wird eine umfas­sen­dere Kontrolle möglich. Mutmaß­liche Straf­täter können mit Bewe­gungs­pro­filen, die durch Auswer­tung privater Daten ange­fer­tigt werden, leichter verfolgt und erfasst werden. Beschützt uns dieses System nun, oder bedroht es unsere Frei­heit?

Die Antwort darauf zu finden, erweist sich als schwierig. Ange­sichts welt­weiter Terror­ge­fahr scheint ein stär­kerer Eingriff in die Privat­sphäre für viele Poli­tiker gerecht­fer­tigt. Jedoch gelang es trotz Vorrats­da­ten­spei­che­rung in Frank­reich nicht, die Anschläge vom 7. Januar zu verhin­dern. Wie soll Terro­ris­mus­be­kämp­fung dann in einem Land funk­tio­nieren, in dem Neonazis jahre­lang unge­stört morden konnten? Und wer verhin­dert, dass ein solches System nicht miss­braucht wird? Ohne eine aktive Ausein­an­der­set­zung mit diesen Fragen droht uns viel­leicht etwas, das fern von jedem Bild einer gerechten Gesell­schaft liegt.


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