(A)soziales Netz­werk?

Datum
28. Mai 2015
Autor*in
Theresa Hofbauer
Thema
#JMWS15
AsozialesNetzwerk_Rishi-Bandopadhay_flickr.com_CC-BY-NC-ND_1

AsozialesNetzwerk_Rishi-Bandopadhay_flickr.com_CC-BY-NC-ND_1

Wir sehen die Natur, die Intel­li­genz, die mensch­liche Moti­va­tion oder die Ideo­logie nicht so, wie sie sind, sondern so, wie unsere Sprache sie uns sehen lassen. Unsere Sprache sind unsere Medien. Unsere Medien sind unsere Meta­phern. Unsere Meta­phern schaffen den Inhalt unserer Kultur.“ So beschrieb Neil Postman 1985 in Wir amüsieren uns zu Tode“ den Einfluss der Medien. Lässt sich dies auch auf die Gene­ra­tion der Digital Natives über­tragen?

AsozialesNetzwerk_Rishi-Bandopadhay_flickr.com_CC-BY-NC-ND

Foto: Rishi Bandopadhay, flickr.com, CC-NY-NC-ND

Wir werden täglich abge­füllt mit einem bunten Cock­tail aus Infor­ma­tionen. Egal ob über Face­book, Twitter, Google oder Nach­richten – egal ob Poli­tiker, Promi­nente, oder Nach­barn von nebenan – jeder ist in der Lage, Infor­ma­tionen mit einem riesigen Publikum an Menschen zu teilen und sie zu beein­flussen. Die Infor­ma­tionen, die wir erhalten, sind keines­falls gefil­tert, geschützt oder über­prüft worden. Die breite Masse, die inner­halb von Sekunden erreicht wird, kann nicht mehr zwischen wahr oder falsch unter­scheiden. Es braucht weniger Auto­rität und Verbun­den­heit zu realen Personen, um etwas darzu­legen und zu vermit­teln. Unter dem großen Schutz­mantel der Anony­mität hat jeder die Möglich­keit, gezielt zu mani­pu­lieren und seine Ansichten darzu­stellen. Schwer­punkte der Wert­ori­en­tie­rung wie Kunst, Lite­ratur und Politik haben sich grund­le­gend gewan­delt.

Ja, wir dürfen uns also Sorgen machen, denn die Bana­lität ist längst Teil unserer Kultur geworden. Verarmt unsere Gesell­schaft in der digi­talen Welt des Über­flusses? Darüber hinaus stellt die stets wach­sende Anzahl krimi­neller Hand­lungen im Netz aufgrund der geringen Hemm­schwelle ein viel­fäl­tiges Spek­trum an Risiken dar und zwingt uns zu Gegen­be­we­gungen, um unsere Gesell­schaft zu schützen. Doch welche Optionen bleiben?

Was sich ändern muss

Im Vorder­grund soll die Aufklä­rung stehen und die Botschaft vermit­telt werden, über­legt und vorsichtig zu handeln. Jeder kann Opfer eines Medi­en­miss­brauchs werden. Es ist unab­dingbar zu wissen, dass nicht alles, was uns Face­book & Co. vorsetzen, von tiefster Wahr­heit und Genau­ig­keit gezeichnet ist. Denn was bezwe­cken soziale Netz­werke mit ihren Infor­ma­tionen? Face­book möchte der Knoten­punkt des medialen Kommu­ni­ka­ti­ons­ver­hal­tens der Zukunft werden und dabei als eine Art Tage­buch dienen. Die Archi­vie­rung und Konsu­mie­rung aller privaten Daten im Spiegel von Hunderten Millionen Nutzern ist unver­zichtbar. Damit gehört Face­book zu einem der effek­tivsten und attrak­tivsten Werbe­um­felder der Geschichte. Denn wer alles über seine Kunden weiß, kann ihnen auch indi­vi­duell Produkte und Empfeh­lungen geben. Und somit würde wieder Geld im Mittel­punkt des Netz­werkes stehen.

Es bleibt also zu hoffen, dass sich – ange­sichts von medi­en­päd­ago­gi­schen Aufklä­rungs­maß­nahmen und Präven­tionen – die Gesell­schaft für ein bewusstes Handeln in der digi­talen Welt entscheidet und unter all den genannten Aspekten nicht vergisst, wie bedeutsam es ist, neben der Virtua­lität die Realität nicht aus den Augen zu verlieren.


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