Angst, Haft, Macht­lo­sig­keit? Wenn Stifte in Ketten liegen

Datum
05. Mai 2017
Autor*in
Christina Braun
Thema
#pressefreiheit17
© Christina Braun

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Plakate bei der Demonstration vor der türkischen Botschaft.
Foto: Christina Braun

Kadir Gürsel, Akin Atalya, Deniz Yücel – drei Namen, die für über 150 Jour­na­lis­tinnen und Jour­na­listen stehen, die in der Türkei in Haft sitzen. Weil sie frei, unab­hängig und regie­rungs­kri­tisch berichtet haben. Zeit etwas zu tun, findet Amnesty Inter­na­tional und geht für die Pres­se­frei­heit auf die Straße. Poli­ti­ko­range war dabei.

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Protest: Demonstrierende vor der türkischen Botschaft.                                                                                Foto: Christina Braun

Demons­trie­rende haben sich am Mittag des 3. Mai 2017, dem Inter­na­tio­nalen Tag der Pres­se­frei­heit, vor der türki­schen Botschaft in Berlin mit Plakaten und Bildern von Inhaf­tierten Jour­na­lis­tinnen und Jour­na­listen zusam­men­ge­funden. Sie fordern eine freie Presse, pfeifen, rufen, tragen Free­Deniz T‑Shirts. Neben den Demons­trie­renden sind fast eben so viel Kame­ra­teams unter­wegs. Chris­tina und Roman von poli­ti­ko­range sind mitten­drin und treffen auch Kollegen von Özgürüz, einer türki­schen Online­re­dak­tion, die die türki­schen Jour­na­listen Can Dündar und Hayko Bağdat in Zusam­men­ar­beit mit dem gemein­nüt­zigen Recher­che­zen­trum Correctiv ins Leben gerufen haben, um von Deutsch­land aus bis in die Türkei zu berichten. 

Orga­ni­siert wurde die Demons­tra­tion von der Menschen­rechts­or­ga­ni­sa­tion Amnesty Inter­na­tional. Sie fordert die sofor­tige und bedin­gungs­lose Frei­las­sung der inhaf­tierten Jour­na­lis­tinnen und Jour­na­listen in der Türkei. Das sind laut Markus Beeko, Gene­ral­se­kretär von Amnesty Inter­na­tional Deutsch­land, momentan über 150 Männer und Frauen – mehr als in jedem anderen Land auf der Welt.

Aber nicht nur in der Türkei leben Jour­na­lis­tinnen und Jour­na­listen in Gefahr. Sie werden zuneh­mend welt­weit bedroht, ja sogar ange­griffen. Laut der Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tion Reporter ohne Grenzen gab es im vergan­genen Jahr allein in Deutsch­land 18 gewalt­tä­tige Über­griffe auf Jour­na­lis­tinnen und Jour­na­listen in Deutsch­land. Welt­weit sitzen 193 Jour­na­lis­tinnen und Jour­na­listen in Haft.

Deutsch­land auf Rang 16

Reporter ohne Grenzen setzt sich welt­weit für Pres­se­frei­heit und den Schutz von Jour­na­listen und Jour­na­lis­tinnen ein und protes­tiert auch am Mitt­woch vor der türki­schen Botschaft. Gerade hat die Orga­ni­sa­tion den aktu­ellen Report zur welt­weiten Lage der Pres­se­frei­heit heraus­ge­geben. Dazu wurde anhand eines Frage­bo­gens eine Rang­liste der Pres­se­frei­heit in 180 Ländern erstellt. Ganz vorne mit dabei sind Finn­land, Däne­mark und Schweden. Deutsch­land ist nach wie vor auf Platz 16 im Länder­ran­king. Die Türkei rutscht um vier Plätze nach hinten auf Platz 155, die USA verschlech­tern sich um zwei Plätze und landen jetzt auf Posi­tion 43. Das Fazit: Immer mehr Demo­kra­tien tendieren dazu, unab­hän­gige Bericht­erstat­tung einzu­schränken.

Was kann getan werden? Mit Aktionen wie zum Inter­na­tio­nalen Tag der Pres­se­frei­heit, Demons­tra­tionen und Peti­tionen entsteht vor allem eines: Bewusst­sein – und damit auch Wider­stand.

Wenn ihr mehr wissen wollt, schaut euch an, was der Gene­ral­se­kretär von Amnesty Inter­na­tional, Markus Beeko und der Geschäfts­führer von Reporter ohne Grenzen, Chris­tian Mihr, zu sagen haben. Beide haben wir bei der Demons­tra­tion vor der türki­schen Botschaft getroffen.