Alte Mu Impuls­werk – Takt­geber der Zukunft?

Datum
23. Mai 2016
Autor*in
Henri Maiworm
Thema
#ZukunftsTour 2016
AlteMu3 (Groß)

AlteMu3 (Groß)

Seitdem die Muthe­sius Kunst­hoch­schule in Kiel neue Räume bezogen hat, ist der alte Gebäu­de­kom­plex am Lorentzdamm zu einem krea­tiven Zentrum Kiels geworden. Kein Wunder also, dass sich während dieser Tage Zukunfts­Tour und AlteMu mehr­mals begeg­neten.

AlteMu2 (Groß)

Bunt von innen, bunt von Außen: die Alte Mu (Foto: Henri Maiworm)

Ich betrete die Alte Mu. Davor scharen sich junge Menschen mit Geflüch­teten um ein Lager­feuer und grillen. Direkt nach dem kleinen Atrium befinde ich mich auf einem langen Innenhof, den die Alte Mu in ihrer Mitte beher­bergt. Mit einer selbst­ge­zim­merten Sitz­ecke, bemalten Haus­wänden und Pflan­zen­beeten soweit das Auge reicht, vermit­telt die Alte Mu eine span­nende Atmo­sphäre.

Zu Recht, längst hat sich die ehema­lige Kunst­hoch­schule im Herzen Kiels zu einem kultu­rellen Treff­punkt entwi­ckelt, an dem sich Studenten*innen, Krea­tive und inter­es­sierte Bürger*innen zuhause fühlen.

2012 wurden die Gebäude am Lorent­zen­damm frei. Kurz darauf nistete sich das Social Start-Up Kieler Honig hier ein. Eine Ketten­re­ak­tion begann: Schnell kam das Projekt Gold­eimer, die ökolo­gi­sche Kompost­toi­letten für Festi­vals entwi­ckelten, um mit den Erlösen Wash-Projekte von Viva con Agua zu unter­stützen. Andere folgten. Heute gibt es neben Fahr­rad­kino, Craft Beer und Stadt­honig auch offene Werk­stätten und ein Urban Gardening Projekt als Rahmen­pro­gramm der Zukunfts­Tour.

Es entstand eine offene Gemein­schaft mit eigenem demo­kra­ti­schen Forum. Einige würden viel­leicht sogar Szene sagen. Eine Szene die im starken Kontrast zur rest­li­chen Nach­bar­schaft steht. Villen säumen sich links von den Gebäuden der alten Mu, quer gegen­über das Stei­gen­berger Hotel.

Alte Mu als Spiel­wiese von Social Entre­pre­neur­ship

Die Alte Mu bietet ideale Bedin­gungen für Start-Ups, die sich der Nach­hal­tig­keit verschrieben haben: Nied­rige oder gar keine Mieten, eine enge Vernet­zung mit dem Ideen­wett­be­werb Yooweedoo und Syner­gie­ef­fekte mit anderen Projekten.

Als einen wilden Zusam­men­schluss aus lauter aktiven Leuten, die eine eigene Idee haben und gemeinsam probieren sie umzu­setzen“, beschreibt Max von Moszc­zenski, Gründer von Rost­latte – einer jener Start-Ups – die Alte Mu. Sie wird gebraucht.

Das wurde auch während der Flücht­lings­krise klar, als in der Alten Mu Geflüch­tete unter­ge­bracht und von Ehren­amt­li­chen bekocht wurden. Die Stadt Kiel war da schon an ihrer Kapa­zi­täts­grenze ange­langt. Aber auch in anderer Hinsicht ist sie uner­setz­lich. Als krea­tive Spiel­wiese bietet sie Lösungs­mög­lich­keiten für eine gerech­tere und nach­hal­tige Zukunft. Kein Wunder also, dass diverse Projekte des krea­tiven Zentrums auf der Zukunfts­tour gastierten, als eindrucks­volle Para­de­bei­spiele nach­hal­tigem Handelns und Wirt­schaf­tens.

Muti­va­tion“ für die Zukunft?

Für die Alte Mu hingegen ist die Zukunft weiter unge­wiss. Inzwi­schen hat sich ein Verein für ihren Erhalt gegründet. Die alten Gebäude sollten nämlich abge­rissen werden. Wohnungen sollten dort gebaut werden, was das aus für viele der dortigen Projekte und deren krea­tives Schaffen bedeutet hätte.

Doch noch ist es zum ange­strebten Miet­ver­trag zur Zwischen­nut­zung nicht gekommen, wie Vorstands­mit­glied Felix Wenning vom Alte Mu Impuls­werk e. V. berichtet. Der Verein will nach eigenen Angaben einen soli­da­ri­schen Ort für eine zukunfts­fä­hige Gesell­schaft kreieren“ und sieht sich als Leucht­turm­pro­jekt“. Ein solcher Miet­ver­trag wäre da ein Schritt in die rich­tige Rich­tung.

Vorbilder haben sie schon. Im Rahmen der Zukunfts­tour war Fabian Esch­kötter von der fux eG zu Gast in der Alten Mu. Er erzählte wie sie es mithilfe eines Genos­sen­schafts­mo­dells geschafft haben, die ehema­lige Vikto­ria­ka­serne in Hamburg-Altona zu einem gemein­schaft­lich betrie­benen Produk­ti­onsort umzu­wan­deln. Jetzt finden dort Kultur, Gewerbe und die Zivil­ge­sell­schaft ihren Platz.

Ich verlasse den alten Gebäu­de­kom­plex und schaue nochmal zurück. Erst jetzt bemerke ich das große Bauschild quer neben dem Eingang – darauf zusehen die Zukunfts­vi­sion der Alten Mu: die Mutopie“. Grüne Dächer, genos­sen­schaft­li­ches Wohnen, Platz für Projekte, Initia­tiven oder Start-Ups: ein Dorf in der Stadt soll sie werden.


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